Global denken - lokal handeln" - unter diesem Leitsatz beweist die Zukunftswerkstatt Saar seit 40 Jahren, dass es möglich ist, jeden Einzelnen dazu anzuspornen, Verantwortung für unsere Umwelt und unsere Heimat zu übernehmen. Im Bereich der nachhaltigen Bildung ist die Zu- kunftswerkstatt Saar im Landkreis Saarlouis ein wichtiger Akteur. Sie verbindet Menschen unter- schiedlicher Kulturen und Fähigkeiten mit dem Ziel, auf lokaler Ebene im Sinne der kommenden Generationen zu handeln und dabei zugleich mehr Lebensqualität zu erreichen. Solche Im- pulsgeber, die Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Kleinen voranbringen, sind wichtiger denn je! Für dieses langjährige Engagement möchte ich allen Mitgliedern, Freunden und Unterstützern der Zukunftswerkstatt Saar danken und gratuliere herzlich zu diesem besonderen Jubiläum.
Ihre Stärke zieht die Zukunftswerkstatt Saar aus der großen Vernetzung mit verschiedenen Akteu- ren, die sie bei dem Aufbau von Projekten unter- stützen. Projekte, die zeigen, dass Bürgerengagement nicht nur in der Theorie, son- dern auch in der Praxis funktioniert. Auf diese Leistung kann jedes Vereinsmitglied stolz sein. Besonders denke ich da an bisher Erreichtes aus dem Bereich urbanes und interkulturelles Gärt- nern, bei denen das Motto „Gemeinsam" und „Offen für alle" besonders im Vordergrund steht. Die Anlage der Streuobstwiese Fruchtzwerge
und Obstriesen" mit Schülerinnen und Schülern des TGBBZ Dillingen ist nur eines der Projekte, bei dem das Ministerium für Umwelt und Verbrau- cherschutz unter die Arme greifen konnte. Solche außerschulischen Lernorte leisten einen wichtigen Beitrag zum ökologischen Verständnis.. Sie fördern noch dazu Streuobstwiesen mit hei- mischen Obstsorten als wertvolle Kulturland- schaften und einzigartige Lebens- und Erlebnisräume. Darüber hinaus tragen sie zu einer gesunden, umweltgerechten Ernährung bei.
Bereits vor 40 Jahren hatte der Gründer der Zu- kunftswerkstatt Saar, Dr. Rudi Peter, den richti- gen Riecher was den Umgang mit unserer Umwelt und die Förderung einer nachhaltigen Le- bensweise angeht. Dr. Rudi Peter hatte von An- fang an den Blick für die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Er widmete sich mit unermüdlichem Engagement den großen Fra- gen der Zukunft und suchte nach Lösungsansät- zen vor Ort. Der Zukunftswerkstatt Saar wünsche ich für die weitere Arbeit viele engagierte Unter- stützerinnen und Unterstützer. Ganz im Geiste ihres Gründers würde ich mich freuen, wenn sie auch für kommende Generationen das Ziel ver- folgt, wichtige Umweltbelange und die Bedürf- nisse jedes Einzelnen in Einklang zu bringen.
Reinhold Jost
Minister für Umwelt und Verbraucherschutz
Diese Festschrift erscheint in einer Zeit, die durch die Corona-Krise geprägt ist. Das normale Leben ist weitgehend suspendiert. Zumindest ökonomisch handelt es sich um eine der größten Krisen weltweit. Die sozialen und politischen Auswirkungen sind bis- lang nicht wirklich absehbar. Klar ist, dass unser po- litisch-ökonomisches System an seine Grenzen gelangt ist. Die vorherrschende neoliberale Politik weltweit, europäisch und national hat dazu geführt, dass die für das Funktionieren unserer Gesellschaft notwendigen Dienstleistungen in unverantwortlicher Weise beschnitten worden sind. Die zeigt sich mit übergroßer Deutlichkeit am Gesundheitssystem, wo die vorhanden sachlichen wie personellen Kapazitä- ten bei weitem nicht ausreichen. Dies gilt im Grund- satz jedoch für die öffentliche Infrastruktur insgesamt. Doch auch generell stellt sich die Frage, ob wir so weiter produzieren und konsumieren kön- nen, wie das bislang der Fall ist. Spätestens diese Krise zwingt uns dazu, über Alternativen nachzuden- ken.
Schon sehr frühzeitig hat Rudi Peter mit der „Zu- kunftswerkstattt" Impulse für ein anderes ökonomi- sches und soziales, für ein stärker ökologisch und solidarisch ausgerichtetes Entwicklungsmodell ge- setzt. Ökologische Gesichtspunkte, wie sie jetzt mit Macht durch die Klimakrise auf die Tagesordnung gesetzt werden, haben in seinen Überlegungen eine zentrale Rolle gespielt. Gleichzeitig ging es aber nicht nur um Fragen der Umwelt, sondern immer auch um Fragen der sozialen Entwicklung und damit der Solidarität. Dies muss gerade auch für die wirt- schaftliche Entwicklung gelten. Solidarisches Wirt- schaften stellt eine Alternative zur herrschenden neoliberalen kapitaldominierten Wirtschaft dar. Die Interessen der Menschen in den Mittelpunkt des Wirtschaftens zu stellen, wie das für Genossen- schaften und andere Formen des solidarischen Wirtschaftens angestrebt wird, stellt eine Abkehr von einer Wirtschaft dar, die alles dem höchstmöglichen Profit unterordnet. Unsere linksgerichteten französi- schen Nachbarn haben dies treffend ausgedrückt: „L'humain d'abord". Natürlich kann sich auch die so- lidarische Wirtschaft nicht ganz dem kapitalistischen Konkurrenzdruck entziehen. Deshalb bedarf es einer besonderen politischen Unterstützung. An der fehlt es bis heute. Solidarisches Wirtschaften ist bis- lang ein Randthema. Dabei verdiente es nicht nur in
Krisenzeiten mehr Aufmerksamkeit. Denn damit wird Wirtschaft nicht nur in ihren Zielsetzungen anders ausgerichtet, nämlich an den Interessen der Men- schen und der gesellschaftlichen Entwicklung, gleichzeitig geht es auch um andere Formen des Ar- beitens. Anstelle stark hierarchischer Arbeitsabläufe soll eine Arbeitsorganisation treten, die demokrati- scher und partizipativer ausgerichtet ist.
Zur solidarischen Ökonomie gehören auch regional- wirtschaftliche Kreisläufe. Angesichts der Fragilität globaler Wertschöpfungsketten, wie sie sich gerade gegenwärtig erweist, müsste die Wichtigkeit einer Wirtschaft, die auf regionale Wertschöpfung setzt, stärker ins Bewusstsein treten. Arbeiten und Leben wieder stärker zusammenzubringen, ist ein wesentli- ches Ziel solidarischen Wirtschaftens. Sowohl unter ökologischen als auch unter sozialen Gesichtspunk- ten ist dies eine sehr zukunftsträchtige Form des Wirtschaftens. Dies sollte viel stärker politisch geför- dert werden. Ansätze dazu sind zweifellos vorhan- den insbesondere im landwirtschaftlichen Bereich. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf die Biosphäre Bliesgau. Leider hat dies wenig Schule gemacht. Derartige Beispiele werden zwar gern in der Selbstdarstellung des Saarlands zitiert, sind aber in der Realität bislang nie über ein Nischenda- sein hinausgelangt.
Um solche Ansätze gesellschaftlich voranzubringen, bedarf es mutiger Protagonisten. Rudi Peter war einer von Ihnen. Mit der Zukunftswerkstatt wurde eine Institution geschaffen, die sich einer naturver- träglichen und nachhaltigen wirtschaftlichen und so- zialen Entwicklung verpflichtet fühlt. Sie ist heute notwendiger denn je. Es ist schön, dass sie nun- mehr 40 Jahre besteht. Sie sollte jedoch stärker in den Mittelpunkt saarländischer Politik rücken. Vor- aussetzung für politische Veränderungen ist ein ge- sellschaftlicher Diskurs, der sich kritisch mit den herrschenden Zuständen befasst und neue Impulse setzt. In diesem Zusammenhang kommt der Zu- kunftswerkstatt eine wichtige Bedeutung zu. Denn vor dem Hintergrund der großen ökologischen wie sozialen Herausforderungen bedarf es Plattformen und Räume, die einen solchen Diskurs ermöglichen.
Heinz Bierbaum Präsident der Europäischen Linken (EL)